Dienstag, 5. Januar 2010
In unserer Welt gibt es Masse und Energie. Masse ist etwas Körperliches, und Energie kann Masse bewegen. Aber das war nicht immer so, Masse entstand erst vor 13,7 Milliarden Jahren im sog. „Urknall“, zuvor gab es nur überall Energie. Aber Energie und Masse sind Verwandte, Masse kann aus Energie entstehen, wie auch Energie aus Masse entsteht. Nun muß es aber zusätzlich eine Macht geben, die den Urknall erst ausgelöst hat. Ich nenne sie einmal „X“, denn sie hat bisher keinen Namen. Ohne X also gäbe es den Urknall nicht und auch uns Menschen nicht.

Doch die Geschichte der Welt geht weiter. Vor 4,5 Milliarden Jahren entstand im Weltall unser winziger Planet, den wir „Erde“ nennen. Aber den Menschen gab es damals noch lange nicht. Viel-mehr entstand zunächst vor 3,5 Milliarden Jahren ein neues Phänomen, das wir „Leben“ nennen. Leben heißt, aus bestimmtem chemisch-physikalischen Material entsteht zusätzlich neu total gleichartiges Material unter einer bestimmten Voraussetzung: Zehn Steine bleiben zehn Steine, auch wenn man sie mit Wasser begießt, zehn Blumen aber werden mehr als zehn Blumen, wenn man sie mit diesem Wasser begießt, vorausgesetzt es hat bei den Blumen zuvor ein Prozess der „Befruchtung“ stattgefunden. Und aus zwei Menschen werden drei oder mehr Menschen, vorausgesetzt es gab zuvor diesen Befruchtungsprozess.

Nun ist etwas zu den Naturgesetzen zu sagen: Wir Menschen sind sehr klug und meinen deshalb (zumindest reichlich viele von uns meinen es), dass wir alles in der Welt erklären können. Alles, was im Universum geschieht, unterliegt somit den in sich logischen Naturgesetzen. Sie beweisen, dass alles so sein muss, wie es sich aus menschlicher Logik ergibt. Ein erster Stolperstein ist allerdings diese Fortpflanzung von Mensch und Tier, von Baum und Strauch, also das Phänomen des Lebens! Ist das Leben naturwissenschaftlich zu erklären? Es gibt Wissenschaftler, die an dieser Frage arbeiten, Ergebnis unbekannt. Wir können also feststellen: Phänomen Fortpflanzung vorerst unerklärlich.

Wie aber ging es weiter mit unserem Planeten? Vor 3,5 Milliarden Jahren also entstand erstes Leben, und zwar in Gestalt von Bakterien. Vielzellige Tiere und Pflanzen entstanden vor 570 Millionen Jahren, Wirbeltiere vor 450 Millionen Jahren. Säugetiere begannen ihre Existenz vor 175 Millionen Jahren, seit 60 Millionen Jahren breiten sie sich stark aus. Homo erectus lässt sich seit 2 Millionen Jahren nachweisen, den Neandertaler gab es vor 100 000 Jahren. Dann kam der Mensch.

Irgendwann in diesem Zeitablauf trat nun ein weiteres Phänomen auf, das sich aber tatsächlich nicht in die Naturgesetze einordnen lässt und deshalb wissenschaftlich bisher weniger beachtet wurde. Mit Sicherheit ist es aber ein Umstand, der bereits lange vor uns Menschen entstand: Schmerz und Wohl-behagen, Freude und Leid sind Phänomene, die sich nicht in objektive Größentabellen einordnen lassen. Den Schmerz meines Nachbarn, dem bei der Reparatur seinen Gartenzauns ein Stein auf den Fuß gefallen ist, kann ich nicht ausmessen im Gegensatz etwa zu dessen Körpergröße: Schmerz ist ein subjektives, nicht objektiv erfassbares Phänomen. Und wahrscheinlich ist es ein Phänomen, das allein vielen Tieren und dem Menschen vorbehalten bleibt, weil es für sie lebenswichtig ist. Angenommen, in unseren Wäldern verspürte das Reh keinen Schmerz, so gäbe es für dieses keinen Anlass, vor dem Wolf zu flüchten, Rehe würden in wölfischer Umgebung rasch aussterben. Natürlich ist jene Flucht längst in angeborenes Verhalten übergegangen. Aber natürlich handelt es sich nicht allein um Schmerz sondern auch um Freude und eine Vielzahl anderer Emotionen. Angenommen, es gäbe nicht den subjektiven Ehrgeiz des Menschen, dann hätten wir unter anderem keine Politiker mehr. Warum? - Der Mensch wäre also ohne Antrieb, ein kleiner Hinweis auf ein bisher viel zu wenig beachtetes Phänomen „höheren“ Lebens im Vergleich z.B. mit dem Leben eines Baums, der auf Subjektivität verzichten kann, weil er sie nicht braucht. Wenn der Holzfäller kommt, ist eine Flucht unmöglich.

Wichtig also: Ein wesentlicher Teil der menschlichen Existenz, unsere Subjektivität, entzieht sich einer zwangsläufig nur objektiven Naturwissenschaft und deren Naturgesetzen! Nach der Merkwür-digkeit „X“ taufe ich diese Merkwürdigkeit nun „Y“. Allerdings hat sie schon einen Namen: Hirnforscher und Philosophen sprechen von „Qualia“, billigen diesen allerdings keine physische Wirksamkeit zu, da sie nicht den Naturgesetzen gehorchen. Das ist richtig, aber die Naturgesetze sind allein ganz offensichtlich nicht in der Lage, weder uns Menschen noch unsere Welt zu erklären, zu der natürlich auch die Subjektivität gehört.

Ich gehe nun ins Detail und nehme das „Sehen“ als Beispiel unserer fünf Sinne, die zu unserer Subjektivität gehören. Offensichtlich können wir Menschen sehen, aber wie funktioniert denn das? Gut, der Mensch hat Augen, die das Objektabbild auf die Netzhaut des Auges werfen. Das Aufge-nommene wird von dort in den Sehnerv eingegeben, der entsprechende „Aktionspotentiale“ (und nicht das Objektabbild selbst) weiterleitet. Das heißt, die folgende Verarbeitung hat etwas mit Elektrizität zu tun. Die Verarbeitung der Aktionspotentiale erfolgt dann in sog. Nervenzellen oder „Neuronen“, von denen es im menschlichen Gehirn um die 100 Milliarden Exemplare gibt. Die Neuronen, die ja gelernt haben, mit den Aktionspotentialen umzugehen, übernehmen diese nun als Information. Allerdings gibt es keine Kupferdrähte im Gehirn, so dass der notwenige Transport durch osmotisch-elektrische Ausgleichsvorgänge erfolgt. Nun ein Beispiel: Die Aktionspotentiale erzeugen nacheinander 150 000 schwache elektrische Impulse (die Zahl ist nur beliebig angenommen), die in Höhe von ca. 100 Millivolt von 150 000 Neuronen aufgenommen werden. So weit das physikalische Geschehen. Diese Neuronen bleiben also jetzt aktiv, solange das Objektbild auf der Netzhaut bleibt.

Nun möge dieser Vorgang in meinem Kopf geschehen, der ich in Garmisch-Partenkirchen auf einem passenden Platz stehe und in die Höhe auf die dortige „Alpspitze“ schaue. Ich sehe hinauf auf diesen Berg und überlege, ob ich nicht hinaufsteigen sollte. Aber wie wird denn nun aus den 150 000 elektrischen Impulsen meiner Neuronen die von meinen Augen gesehene Alpspitze? Mein Gehirn ist doch nicht durchsichtig? Und wo ist das „Ich“, das die Alpspitze sieht? - Uff, darüber ist tatsächlich noch nie nachgedacht worden!

Aber es geht ja nicht nur um spontanes Sehen sondern auch um erinnertes Sehen. „Ich denke oft an Piroschka“ hieß ein heiter trauriger Film aus den 60er oder 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts über die erste Liebe. Ein gut situierter Herr sitzt im Ersterklasse-Abteil eines D-Zuges des vorigen Jahrhunderts und erinnert sich an die Jugend, woraus sich dann der Film entwickelt. Und nun denke ich zurück an diesen Filmbeginn. Warum eigentlich fällt mir dieser D-Zug-Herr jetzt ein? Warum ist mir jetzt in meinem zweiundachtzigsten Lebensjahr ausgerechnet diese kleine Episode zugeflogen? In welchen Neuronen sitzt dieser Kerl? Wie passt er dort hinein?

Das weiß ich nicht. Und das weiß kein Mensch. Auch keinem Wissenschaftler ist diese Merkwürdigkeit bisher aufgefallen. Ich taufe dieses Phänomen „Z“!

X, Y, Z ist also eine stattliche Reihe von Nichtgewusstem und Nichtwissbarem. Es beginnt mit einer Macht, die mit einer Explosion die Voraussetzung dafür schaffte, dass wir Menschen überhaupt existieren. Ohne diesen Schöpfungsakt hätte es natürlich auch nicht das Phänomen der Subjektivität gegeben, das uns Menschen die Fähigkeit zum Denken, Erfinden und Zerstören verschafft. Und der letzte Vorgang Z ist einfach ein unglaublicher Fehler, der Hirnforschern und Philosophen unterlaufen ist. Und auch mir, der ich gar kein aktiver Hirnforscher oder Philosoph sondern nur seit 40 Jahren ein Gehirn-Amateur bin, ist dieser Fehler erst in meinem 82. Lebensjahr aufgefallen. Fehler, weil bisher nicht bedacht wurde, dass Neuronen nach menschlichem Ermessen nicht Abbildungen, Geräusche, Geschmäcker, Gefühle, Gerüche (also unsere fünf Sinne) und im weiteren Sinne natürlich auch unsere Gedanken hervorbringen können. Wir erleben also täglich, stündlich ein nicht erklärbares Wunder!

Der Ausgangspunkt aber ist und bleibt die Macht, die das alles geschaffen hat. Ist der Urknall nur ein Zufall? - Das kann nicht sein, dagegen spricht die deutliche Folge einer Entwicklung vom Einfachen zum Komplizierten, vom Materiellen zum Geistigen. Seit es denkende Menschen gibt, gibt es auch die Ehrfurcht vor dem Wunder der eigenen Existenz (ausgenommen sind die Wissenschaftler, die dieses Wunder noch nicht begriffen haben). Weit verbreitet ist die Vorstellung der Existenz eines GOTTES, und das ist eine gute Vorstellung. Vor zweitausend und mehr Jahren begann das Wissen um Gott, und es ist im Prinzip ein gutes Wissen, das auch in die heutige Zeit passt. Gott also war der Schöpfer jener Explosion vor 13,7 Milliarden Jahren. Und es muss erlaubt sein, dieses zu denken! Unser alter Gott macht jenen Menschen Beschwerden, die nur formal noch an Himmel und Hölle glauben müssen, um die Macht Gottes zu ehren.

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